E-Bike für 380 Euro: Kaufen Sie es bloß nicht

E-Bike für 380 Euro: Kaufen Sie es bloß nicht

E-Bike für 380 Euro: Kaufen Sie es bloß nicht

von Christian Lutz am 30.04.2021

AliexpressE-Bike für 390 Euro: Kaufen Sie es bloß nicht

Auch wenn das Niubility B12 E-Bike mit seinem Witzpreis von 380 Euro auf den ersten Blick wie ein irres Schnäppchen erscheint – aufgrund fehlender Straßenzulassung raten wir dringend von einem Kauf ab. Wer näher hinblickt, findet zudem viele weitere Mängel.

Pedelecs und E-Bikes sind heiß begehrt: Alleine in Deutschland wurden laut Zweirad-Industrieverband im vorigen Jahr mehr als 1,95 Millionen E-Bikes verkauft. Die meisten davon dürften sogenannte Pedelecs sein, die den Fahrer beim Treten mit einem Elektromotor bis 25 km/h unterstützen, denn diese darf man ohne Führerschein und Kennzeichen fahren. Doch Pedelecs sind relativ teuer und aufgrund der hohen Nachfrage nicht immer sofort erhältlich. Schnäppchenjäger könnten deshalb über ein Klapp-E-Bike von Niubility stolpern, das es bereits für unter 400 Euro gibt und sehr außergewöhnlich wirkt.

AliexpressDas Niubility B12 ist mit 390 Euro nur auf den ersten Blick ein Schnäppchen.

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Daran scheitert das China-E-Bike

Doch was auf den ersten Blick im Online-Shop nicht erkennbar ist: Das Niubility B12 besitzt in Deutschland keine Straßenzulassung. Aufgrund der zunehmenden Beliebtheit und steigenden Zahl von E-Bikes ist seit 2017 die Nutzung in Deutschland streng geregelt. So sind Fahrräder mit Elektromotor nur von der Versicherungs- und Führerscheinpflicht befreit, wenn diese auf 25 km/h abgeriegelt sind und den Fahrer beim Treten lediglich unterstützen. E-Bikes, wie das Niubility B12, die alleine mit der Kraft des Elektromotors fahren beziehungsweise höhere Geschwindigkeiten unterstützen, benötigen ein Versicherungskennzeichen und eine Betriebserlaubnis. Der Fahrer muss zudem mindestens einen Mofa-Führerschein besitzen und einen entsprechenden Helm tragen.

Eine Fahrt mit dem B12 auf öffentlichen Straßen ist daher eine schlechte Idee. Gerade in letzter Zeit häufen sich Meldungen von frisierten E-Bikes und nicht zugelassenen E-Scootern, deren Fahrer von der Polizei angehalten wurden. Mittlerweile ist die Polizei geschult, solche Verkehrssünder zu entlarven. Eine Teilnahme im Straßenverkehr ohne Betriebserlaubnis, Zulassung und Versicherung sowie eventuell fehlendem Führerschein kann teuer werden und ernsthafte Konsequenzen nach sich ziehen.

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Unpraktisch und nicht auf dem Stand der Technik

Die Ausstattung des Niubility B12 erscheint uns an sich in Ordnung, jedoch gibt es weitaus bessere Alternativen mit Straßenzulassung, die wir am Ende vorstellen.

Der Elektromotor des Klapprads leistet starke 350 Watt, der Akku hat eine Kapazität von 7,8 Ah und reicht je nach Fahrweise gerade mal für 25 bis 30 Kilometer. Um ihn wieder vollzuladen, gehen 5 bis 6 Stunden ins Land - eine recht lange Ladedauer. Das Gewicht von 24 Kilogramm wäre für ein echtes Falt-E-Bike noch gerade verschmerzbar. Doch die an sich nützliche Klappfunktion wurde nicht durchdacht. Wozu den Lenker nach unten klappen, wenn weiterhin Sattel und Teile des Rahmens nach oben stehen? Hier wäre ein Klappmechanismus in der Mitte, den üblichen Falt-E-Bikes bieten, sinnvoller.

Ob es für ein Rad mit dem Einsatz für kurze Strecken wirklich eine zweifache Federung braucht, sei dahingestellt. Zudem halten wir wenig von den lediglich 12 Zoll großen Reifen, 16 Zoll sind in dieser Kategorie Standard. In puncto Sicherheit fehlen dem chinesischen Kleinst-E-Bike einfachste Standards wie eine zweite Bremse oder Rücklicht – Hauptgründe für die fehlende Betriebserlaubnis.

AliexpressMit 24kg ist das B12 nicht federleicht wie in der Grafik angedeutet. Auch der Sinn einer zweifachen Federung kann bezweifelt werden.

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Das sind die besseren Alternativen

Wer unbedingt das Niubility B12 legal nutzen möchte, muss Bremse und Licht nachrüsten sowie beim TÜV eine Einzelerlaubnis beantragen. Aufgrund der dadurch anfallenden Kosten ist der anfangs günstige Kaufpreis sehr schnell auf dem Niveau etablierter Hersteller von E-Scootern und Pedelecs, die zudem deutschen Standards entsprechen und eine Straßenzulassung besitzen.

So ist beispielsweise der Xiaomi Mi Scooter 1S oder der Denver THOR SCO-85351 bereits für unter 400 Euro zu haben. Weitere E-Scooter finden Sie in der Bestenliste unseres Partners Chip.de.

Möchten Sie stattdessen ein E-Bike kaufen, finden Sie hier aktuelle Schnäppchen.

Auch das Umrüsten eines vorhandenen Fahrrads auf Elektrounterstützung ist eine oft preiswerte Idee, vor allen Dingen, wenn Sie an sich mit Ihrem Fahrrad sehr zufrieden sind. Wer sich noch nicht zu einem Kauf eines E-Bikes entscheiden kann, dieses jedoch einmal testen will oder nur gelegentlich mit dem Fahrrad fährt, für den bieten sich tages- oder monatsweises Mieten, Leasing oder ein gebrauchtes E-Bike an.

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imago images / ZUMA PressE-Scooter von Xiaomi wie den S1 gibt es bereits unter 400 Euro