China: Alibaba-Gründer Jack Ma taucht überraschend wieder auf - Verschwinden bleibt mysteriös

China: Alibaba-Gründer Jack Ma taucht überraschend wieder auf - Verschwinden bleibt mysteriös

VonDelia Friess

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Das mysteriöse Verschwinden von Milliardären in China sorgt für Spekulationen. Auch Jack Ma, Gründer von Alibaba, war spurlos verschwunden. Nun ist Ma überraschend wieder aufgetaucht.

China: Der Alibaba-Gründer und reichste Mann Chinas ist spurlos verschwunden. Ist er in Ungnade gefallen?

Jack Ma: Der verschwundene Tech-Milliardär übte zuvor Kritik an der Staatsführung in China.

China: Alibaba-Gründer Jack Ma taucht überraschend wieder auf. Sein Verschwinden bleibt mysteriös.

Update vom Mittwoch, 20.01.2021, 10.15 Uhr: Nach Monaten ohne Lebenszeichen des chinesischen Tech-Unternehmers Jack Ma ist nun ein Video des Milliardärs veröffentlicht worden. In einem Video zum Jubiläum seiner Stiftung wandte sich Jack Ma an Lehrer:innen im ländlichen Raum in China und kündigte an, sich mehr für karitative Zwecke einsetzen zu wollen.

Jack Ma: Der chinesische Tech-Unternehmer taucht nach Monaten wieder in der Öffentlichkeit auf

Seit Oktober war darüber spekuliert worden, was mit Jack Ma passiert ist. Der Gründer von Alibaba und Ant hatte sich auf einer Veranstaltung kritisch über die chinesische Wirtschaft und Staatsführung geäußert. Seitdem war Jack Ma von der Bildfläche verschwunden. Der sonst auf Social Media so präsente Jack Ma zog sich vollständig aus der Öffentlichkeit zurück und absolvierte auch keine öffentlichen Auftritte mehr. Der Börsengang seines Unternehmens Ant wurde fast zeitgleich von der Staatsführung in China gestoppt. Immer wieder sollen in China Milliardäre verschwinden. Es wird vermutet, dass Milliardär:innen und Unternehmer:innen der Staatsführung in China zu mächtig werden und die kommunistische Partei deshalb ihre Macht demonstrieren möchte.

China: Mysteriöses Verschwinden des Alibaba-Gründers – Was ist mit Jack Ma passiert?

China: Alibaba-Gründer Jack Ma taucht überraschend wieder auf - Verschwinden bleibt mysteriös

Erstmeldung vom Donnerstag, 7.01.2021, 16.30 Uhr: Peking - Von dem chinesischen Tech-Millionär und reichsten Mann Chinas fehlt seit Oktober 2020 jede Spur. Weder auf seinem Twitter-Account meldete sich Jack Ma zu Wort, noch sah man ihn bei öffentlichen Auftritten. Auch bei dem Finale seiner eigens gegründeten TV-Reality-Show „Africa‘s Business Heroes“ erschien Jack Ma nicht, obwohl der Milliardär zuvor angekündigt hatte, wie sehr er sich darauf freue, die Kandidat:innen kennenzulernen.

China: Von Alibaba-Gründer Jack Ma fehlt seit Kritik an China jede Spur

Nun wird von einigen Beobachter:innen das Schlimmste vermutet: Jack Mas Verschwinden weckt Erinnerungen an andere Milliardär:innen, die die chinesische Staatsführung verschwinden ließ oder festsetzte. Eine Dokumentation mit dem Titel „China: Milliardäre verschwinden einfach...“, die auch auf dem europäischen TV-Sender Arte ausgestrahlt wurde, deckt die Hintergründe des Verschwindens von Milliardären aus China auf. Den Recherchen zufolge waren 2019 rund 400 Milliardäre aus China verschwunden, wie NGO‘s berichteten.

Jack Ma ist Gründungsvater von Alibaba und betreibt mit Alipay unter anderem ein chinesisches PayPal. Vor seinem Verschwinden hatte Jack Ma eine sehr kritische Rede auf dem Bund Finance Summit in Shanghai gehalten. Die Rede war auf Chinesisch und kritisierte u.a. das chinesische Finanzsystem. Über den chinesischen Finanzsektor sagte Jack Ma, es habe kein System. Offenbar war die Rede, die Jack Ma auch in Anwesenheit des Vizepräsidenten der Volksrepublik China Wang Qishan hielt, zu kritisch für die Führung in China. Im Anschluss daran soll Jack Ma von vier Regierungsbehörden einbestellt worden sein, es sollen neue strengere Regeln für Mikrokreditgeber:innen veranlasst und ein Börsengang seines Unternehmens Ant Group soll abgesagt worden sein. Die Maßnahmen des chinesischen Regimes gelten als Schikane Chinas und können auch den Versuch darstellen, Jack Ma kaltzustellen.

Alibaba-Gründer Jack Ma: Nach Kritik an China untergetaucht oder kaltgestellt?

Andere China-Expert:innen jedoch geben zu Bedenken, dass Jack Ma nach seiner kritischen Rede erst einmal untergetaucht sei und sich zurückhalte, bis etwas Gras über seine Kritik gewachsen sei. Das berichtet u.a. „CNBC“ unter Berufung auf anonyme Quellen.

Vielleicht ist der Tech-Milliardär der chinesischen Führung inzwischen zu mächtig geworden und hat mit seiner Rede die rote Linie der kommunistischen Partei in China überschritten. Auf Twitter zeigte Jack Ma sich weltoffen und setzt sich u.a. für Frauenrechte und Umweltschutz ein.

Jack Ma wird auch nachgesagt, dass sein Erfolg auch auf der guten Zusammenarbeit mit dem chinesischen Regime beruhe. So soll Alibaba auch auf der Schwarzen Liste des Pentagons mit Unternehmen, die Verbindungen zum chinesischen Militär unterhalten, stehen. Auch mit Donald Trump hatte sich Jack Ma getroffen, dem nun scheidenden US-Präsidenten jedoch für eine Zusammenarbeit aufgrund des Handelsstreits zwischen China und den USA eine Absage erteilt.

China: Immer öfter verschwinden milliardenschwere Kritiker:innen der chinesischen Führung

Die chinesische Führung in Peking steht wegen Menschenrechtsverletzungen und Inhaftierung von Kritiker:innen seit Jahrzehnten in der Kritik. Dass China auch vor der Verhaftung von bekannten und erfolgreichen Kritiker:innen oder Milliardär:innen, die nicht in das Konzept des kommunistischen Systems passen, nicht Halt macht, zeigt eine ganze Reihe an Beispielen.

So war Fan Bingbing, eine der bekanntesten Schauspieler:innen Chinas, die auch in Hollywood-Filmen mitspielte, über Monate verschwunden, bevor sie wegen Steuerbetrug in einem fragwürdigen Verfahren angeklagt wurde. Auch das Verschwinden des chinesischen Interpol-Chefs Meng Hongwei schlug in der ganzen Welt hohe Wellen. Hongwei wurde 2020 wegen Korruption angeklagt und muss eine 13-jährige Haftstrafe verbüßen.

Die Aktie von Alibaba ist unterdessen unter dem innen- und außenpolitischen Druck auf 5, 4 Prozentpunkte eingebrochen, wie „Der Aktionär“ berichtet. (Delia Friess) Alibaba: Loyal zur Partei – oder zur Wall Street?

Rubriklistenbild: © BERTRAND GUAY / afp