Spürhund mit seltenem Talent - Dieser Hund kann Ihr Handy riechen

Spürhund mit seltenem Talent - Dieser Hund kann Ihr Handy riechen

«Zuerst habe ich mich ehrlich gesagt gefragt, ob das überhaupt geht. Heute bin ich froh, dass wir es versucht haben.» Das sagt Sascha Furrer mit spürbarem Stolz. Er ist Bereichsleiter Sicherheit bei der Justizvollzugsanstalt (JVA) Solothurn und gab 2019 das Einverständnis für den Versuch, in Solothurn einen Hund als Spürhund für Mobiltelefone auszubilden.

Wer das in der Schweiz machen will, muss seinen Hund nach der Ausbildung offiziell prüfen lassen. Bisher haben das erst zwei Personen gemacht, nämlich Jürg Berger, Hundeführer der JVA Pöschwies, und Vanessa Schneider, Hundeführerin in der JVA Solothurn. Bestanden hat, wessen Hund sieben von acht Handys findet. Diese werden versteckt, vergraben oder gut verschlossen an verschiedenen Orten drinnen und draussen platziert.

Wie riecht ein Handy?

Spürhund mit seltenem Talent - Dieser Hund kann Ihr Handy riechen

Tiesto, Schneiders Hund, hat acht von acht Handys gefunden. Er schloss mit der Note «sehr gut» ab. Dafür hat die junge Frau viel investiert: «Es war sehr aufwändig. Wir haben rund ein Jahr lang geübt, vor allem in der Freizeit», erzählt Schneider und streichelt den vierjährigen Deutschen Schäferhund. Tiesto gehört ihr persönlich. Aber sowohl Hund als auch Hundeführerin stehen im Dienst der JVA Solothurn.

Die häufigste Frage zum Thema Handyspürhund könnte wohl nur der Hund selber beantworten: Wie riecht überhaupt ein Handy? «Das wissen wir nicht. Wir wissen aber, dass Handys einen Geruch haben und Hunde sich diesen im Training merken können – ähnlich wie dies beispielsweise bei Betäubungsmitteln der Fall ist», erklärt Schneider. Hunde können auf praktisch alles abgerichtet werden, weshalb die JVA Solothurn noch einen Schritt weiter gehen will.

Tiesto soll künftig auch Datenträger wie USB-Sticks erschnüffeln können. Das Training dazu hat Vanessa Schneider bereits begonnen. «Datenträger werden zu einem immer wichtigeren Beweismittel», erklärt Peter Schefer, Leiter der Diensthundegruppe der JVA Solothurn. Wenn Tiesto dereinst auch diese Prüfung meistert, wird er zu den ersten in der Schweiz gehören. Einer ist bereits bei der Stadtpolizei Zürich im Dienst.

Hund spart Zeit und Personal

Dass Tiesto Handys erschnüffeln kann, das begann als Versuch. Mittlerweile ist Tiesto mit seinen neuen Fähigkeiten aber ein fester Bestandteil der JVA Solothurn. «Eine Zelle musste früher mit mehreren Mitarbeiterinnen durchsucht werden, der Zeitaufwand war grösser», erinnert sich Sicherheitschef Sascha Furrer. «Dank Vanessa Schneider und Tiesto braucht eine Zellendurchsuchung heute weniger Zeit, weniger Personal und kann spontan erfolgen.»

Gesucht wird übrigens nicht nur in den Zellen, sondern auf dem ganzen Areal der JVA. Dazu gehören auch Bereiche wie der Garten, wo die Häftlinge unter Aufsicht Gemüse anpflanzen. Ob dort bereits Handys gefunden wurden, dürfen Sicherheitschef Furrer und Hundeführerin Schneider nicht sagen. «Wir suchen einfach überall routinemässig – da gehört der Gemüsegarten halt auch dazu.»