Pandemie-Folge: Mehr Online-Handel, mehr Online-Betrug

Pandemie-Folge: Mehr Online-Handel, mehr Online-Betrug

Die Verbraucherzentrale Bayern meldet derzeit eine hohe Anzahl von Beschwerden über unseriöse Online-Händler. Die bayerische Polizei erwartet für 2020 im Bereich Cyber-Betrug einen Anstieg von Strafanzeigen. Laut der Zentralstelle Cybercrime Bayern nutzen Betrüger die Möglichkeiten der Pandemie im Online-Versand aus: Sie bieten derzeit Desinfektionsmittel, Schutzmasken und andere Pandemie-bezogene Artikel an. Kunden sollten auf jeden Fall misstrauisch sein, wenn der Verkäufer die Vorkasse als einziges Zahlungsmittel anbietet. Erst Ware – dann Geld!

Online-Betrug: Billig-Preise locken Kunden an

Michael Müller wollte seine Frau zum Geburtstag überraschen, mit einem neuen Handy. Beim Preisvergleich im Internet stieß er auf einen besonders günstigen Anbieter. "Das war auf den ersten Blick eine seriöse Seite, also habe ich das Handy dort bestellt." Nachdem er 300 Euro per Kreditkarte vorab überwiesen hatte, kam sofort die Bestellbestätigung. Später erhielt Michael Müller noch eine Nachricht: Die Lieferung verzögere sich. Dann noch eine Mail, und noch eine, über Wochen. Nur das Handy kam nie an. Heute weiß er: Von dem Online- Shop existierte damals nur eine Website, aber keine Waren. Es handelte sich um eine gefälschte Verkaufsplattform, einen sogenannten Fake-Shop.

Online-Boom: Betrüger nutzen Pandemie aus

Kein Einzelfall. In der Pandemie kaufen immer mehr Verbraucher online ein. Das nutzen immer mehr Betrüger aus. So meldet die Verbraucherzentrale Bayern derzeit viele Beschwerden über unseriöse Onlinehändler. Die bayerische Polizei registriert immer mehr Strafanzeigen im Bereich Cyber-Betrug. Adrian Panitz leitet das Cybercrime-Kommissariat der Polizei Unterfranken in Würzburg. "Wir verzeichnen bei Online-Betrügen aktuell eine steigende Tendenz.“ Auch das Polizeipräsidium Schwaben Süd/West in Kempten meldet im Vergleich zum Vorjahr für 2020 eine Zunahme um etwa 20 Prozent.

Pandemie-Folge: Mehr Online-Handel, mehr Online-Betrug

Insgesamt wurden 468 Online-Betrugs-Fälle angezeigt. Die Polizeipräsidien Oberpfalz und München erwarten ebenfalls eine Steigerung der gemeldeten Straftaten in diesem Bereich. Detaillierte, bayernweite Fallzahlen werden im März in der Polizeilichen Kriminalstatistik für 2020 bekanntgegeben. Schon jetzt steht fest: Onlinebetrüger machen sich die Möglichkeiten der Pandemie zunutze. Sie versuchen es aktuell mit Pandemie-bezogenen Artikeln wie Schutzmasken und Hygieneartikeln, so die Beobachtungen der Zentralstelle Cybercrime der Polizei Bayern.

Landeskriminalamt: Bei Online-Betrug Strafanzeige stellen

Michael Müller heißt im wahren Leben anders. Seinen echten Namen möchte er nicht öffentlich nennen. Es ist ihm peinlich, einem Onlinebetrüger aufgelaufen zu sein. Eine unnötige falsche Scham, sagt Ludwig Waldinger vom Bayerischen Landeskriminalamt (LKA). Das könne jedem passieren.

Wichtig sei, dass Betroffene möglichst schnell Anzeige erstatten würden. "Es geht ja nicht nur ums Geld, sondern auch darum, den Straftätern habhaft zu werden und zu schauen, dass man diese Seiten möglichst schnell wieder vom Netz bringt." Das geht nur, wenn möglichst viele Betroffene Anzeige erstatten würden. So könne die Polizei Spuren nachverfolgen.

Laut der Zentralstelle Cybercrime der Bayerischen Polizei in Bamberg können sehr viele Fälle aufgeklärt werden. Denn irgendwelche Spuren hinterlassen die Täter immer im Netz. Auch Michael Müller, wie wir ihn nennen, hat damals Strafanzeige gestellt. Weil er mit Kreditkarte bezahlt hat, bekam er die 300 Euro für das Handy sogar von der Bank zurück. Auch die Betrüger wurden von der Polizei gefasst und verurteilt.

Wie erkenne ich als Kunde einen Fake-Shop?

Auf den ersten Blick unterscheiden sich Fake-Shops kaum von seriösen Verkaufsseiten, erklärt die Verbraucherzentrale Bayern. Häufig würden einfach real existierende Webseiten kopiert. Gelockt wird der Kunde oft mit besonders günstigen Angeboten. Absolute Schnäppchenpreise sollten stutzig machen. Hände weg von Online Shops, wo Vorkasse als einzige Zahlungsmöglichkeit angegeben wird.

Es sollte anders sein: Erst die Ware, dann das Geld! Außerdem auf Kontaktmöglichkeiten achten: Wenn es nur ein Postfach oder eine kostenpflichtige Service-Hotline gibt, sollte man misstrauisch werden. Auch Gütesiegel können gefälscht sein. Zur Unterscheidung hilft: Wenn man bei seriösen Shops auf das Gütesiegel klickt, dann wird man automatisch zur Homepage des Betreibers des Gütesiegels weitergeleitet. Falls das nicht funktioniert, so das LKA, sei das ein deutlicher Hinweis, dass man bei einem Fake-Shop gelandet ist. Also: Erst kontrollieren- dann bestellen.