Anonabox: Kickstarter-Projekt für sicheres Surfen mit Tor-Router verursacht Hype und Hass

Anonabox: Kickstarter-Projekt für sicheres Surfen mit Tor-Router verursacht Hype und Hass

Die Anonabox feiert auf Kickstarter aktuell einen riesigen Erfolg. Die kleine Plastikbox will anonymes Surfen für alle möglich machen. Ohne Stress, extra Software oder irgendwelche Vorkenntnisse. Dazu muss man sie einfach nur zwischen Router und Computer stecken, dann leitet sie den Traffic über das Tor-Netzwerk um.

Diese Idee trifft offenbar den Nerv der Zeit. Auf Reddit sind nun jedoch Vorwürfe aufgetaucht. Angeblich ist das Gerät weder neu noch selbstentwickelt. Stattdessen kommt es wohl von einem chinesischen Hersteller.

Wozu Anonabox?

Laut Beschreibung auf Kickstarter ist die Box besonders einfach nutzbar. Sie hat einen Stromstecker, zwei Lan-Anschlüsse sowie ein Wifi-Modul. Die Macher versprechen, dass das Gerät sofort einsatzfähig ist, dazu muss man nur seinen Router in einen der Lan-Anschlüsse stecken, Strom anschließen und per Wifi oder Kabel mit seinem Computer verbinden. Sobald das erledigt ist, surft man anonym.

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Als Verwendungszweck sehen die Macher vielfältige Möglichkeiten. Private und öffentliche Netzwerke können dadurch stressfrei verwaltet werden, denn die Eigentümer bzw. Betreiber müssen sich keine Gedanken mehr über die Schindluder ihrer Netzwerk-Gäste machen.

Auch geographische Einschränkungen spielen mit dem Gerät angeblich keine Rolle mehr, so dass die Nutzer auch Inhalte sehen dürfen, die in ihrem Land eigentlich nicht einsehbar sind. Nicht zuletzt sollen Journalisten profitieren, die in vielen Ländern dieser Welt oft gezwungen sind, die staatliche Zensur zu umgehen. Mit der Anonabox soll das alles keine Schwierigkeiten mehr machen.

Open Source Sicherheitsversprechen

Weitere Einsatzzwecke sind natürlich möglich und sogar gewollt. Die Macher werben damit, dass alles komplett auf Open Source basiert. Das soll auch die Sicherheit erhöhen, da Fehler so eine hohe Chance haben, entdeckt zu werden.

Nicht zuletzt stellt die Kampagne um die neue Box einen wesentlichen Vorteil gegenüber bestehenden Tor-Softwarelösungen heraus. Bei der Nutzung von anonymen Tor-Browsern kann man nämlich viel falsch machen, beispielsweise durch parallel laufende Software. Mit der Anonabox sind solche Schwachstellen angeblich dicht.

Nerv der Zeit getroffen

Die Kickstarter-Kampagne läuft erst seit kurzem und hatte sich kein hohes Ziel gesetzt. Lediglich 7.500 US-Dollar sollten eingesammelt werden. Mittlerweile hat man die Grenze von einer halben Millionen längst überschritten. Dabei läuft die Kampagne noch bis zum 12. November.

Der große Erfolg ist bezeichnend und liegt sicherlich auch daran, dass eine günstige Lösung für ein bekanntes Problem gefunden wurde (die NSA lässt grüßen).

Zudem ist der Preis überschaubar. Die Early-Bird-Boxen für 45 US-Dollar sind zwar bereits ausverkauft, aktuell kann man aber noch für 51 US-Dollar einsteigen (zzgl. Versandkosten von 15 Euro nach Europa).

Den zahllosen Vorbestellungen nach zu urteilen, sind die die Nutzer sind also offenbar jetzt schon begeistert. An den FAQ merkt man zudem, woran die Nutzer wirklich interessiert sind. Mit Schmunzeln las ich da beispielsweise, dass am häufigsten gefragt wurde, ob man seinen Namen wirklich als Unterstützer auf der Webseite veröffentlichen muss. Eigentlich war das als Prämie für die Early Birds gedacht. Nicht ganz ohne Stolz verkündet man zudem, dass das Gerät auch hinter der großen Firewall (China) ausgeliefert werden darf.

Alles nur Lug und Betrug?

Jüngste Meldungen auf Reddit vermiesen aber nun die Stimmung. Auf der chinesischen Shopping-Seite Aliexpress wollen Nutzer nämlich entdeckt haben, dass es sich bei der Hardware lediglich um eine teuer verkaufte Kopie eines chinesischen Produkts handelt, nicht etwa um eine eigene Entwicklung, wie versprochen. Die Ähnlichkeit ist auf jeden Fall erstaunlich, nicht nur von außen, sondern auch von innen.

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Das alles heißt natürlich nicht, dass das Gerät nicht funktioniert, trotzdem nimmt die Meldung dem Hype ganz schön die Luft aus den Segeln. Wie die Macher behaupten, sei man beim Bier auf die Idee gekommen und habe bereits vier Generationen entwickelt. Die Antwort eines Entwicklers auf die Vorwürfe räumt die Zweifel bislang jedenfalls nicht aus.

Es bleibt deshalb abzuwarten, ob Kickstarter das Projekt komplett einfriert. Aktuell könnte man noch investieren, ich persönlich würde wegen der Vorwürfe aber zumindest noch ein paar Tage abwarten. Bei unserem jüngsten Frust über zu spät oder gar nicht gelieferte Kickstarter-Produkte hat die Meldung aber auch ein klein bisschen etwas Positives: Wenn das Gerät wirklich jetzt bereits in China bestellbar ist, dann stehen die Chancen schon einmal gut, dass die Produktion auch bei der Vielzahl von Vorbestellungen klappt.

Bilder: Kickstarter